Das „Alte Sägewerk Rauschenale“ zeigt „Trachten und Brokat“

Die 4. Ausstellung dieses Jahres in der Alten Sägerei Rauschenberg widmet sich dem schönen Gewand, seinen Stoffen und Farben. Die schönen Gewänder sind die Trachten unseres Marburger Raums. Die Fotografin Anna Scheidemann inszeniert und fotografiert diese Trachten in großformatigen, brillanten Fotos. Wie eine Regisseurin arrangiert sie die Szenen mit Menschen von hier und heute, nämlich Models von Mädchen bis moderne Oma, und fügt ihnen moderne Accessoires bei. Das Ergebnis sind Bilder von betörender Schönheit. Es ist gut zu verstehen, dass viele ihrer Fotoarbeiten im Verlag der „Vogue“ publiziert wurden. Anna Scheidemann kommt aus der Ukraine. Dort ist das Tragen von Tracht weit verbreitet und ist Ausdruck und Verstärker der nationalen Identifikation der Bevölkerung. Seit fünf Jahre lebt sie in Marburg produziert den Großteil der Fotografien im eigenen Fotostudio.

Hessischen Trachten widmet sich auch Anne Hoerder. Sie kleidet lebensgroße Puppen in ein Teil hessischer Tracht (Leihgaben aus dem Fundus von Inge und Werner Eismann-Nolte) und ergänzt, ja kontrastiert das klassische Teil mit einem modernen Stück Kleidung. In dieser Konfrontation betont und würdigt sie den Reiz und den Wert unserer historischen Sonntags- und Festtags-Kleidung. Anne Hoerder ist zugleich die Galeristen der Alten Sägerei und seit Langem bekannt als Kunstschaffende und Erfinderin der „Rauschenale“. Dieses überregionale Kunstereignis in Rauschenberg kann so Corona will hoffentlich 2022 wieder stattfinden.

Die schönen Gewänder hessischer Trachten prunken in prächtigen Stoffen mit gestickten Schmuckelementen. Derartiges präsentiert im Sägewerk der kunsthandwerkliche Betrieb
Historische Weberei Egelkraut in Schwalmstadt-Trutzhain, ihr Chef Udo van der Kolk. Er zeigt Kostproben seiner Damast-, Brokat-, Gold- und Silbergewebe und erklärt ihre
Manufaktur mit originalem Gerät. Einen Großteil seiner textilen Kostbarkeiten bestellen Theater und Kostümbildner. Von der Flaute durch corona war auch die historische Weberei
betroffen, und ihr Chef ist froh, im Sägewerk wieder an die Öffentlichkeit zu treten.

Den gediegenen Farbenrausch in Textil erleichtern und komplettieren die entzückenden Aquarelle der Elena Ryazantseva. Entzückend sind ihre Aquarelle in der frischen Farbigkeit
der Märchenszenen und Tiergestalten. Hier besteht der Bezug zu Marburg im Handlungsort der illustrierten Fledermaus-Geschichte, unterstützt vom deutsch-ukrainischen Verein Marburg OBOZ Plus e.V. Elena Ryazantseva aus Charkiw, Ukraine, erfuhr dortselbst ihre breite künstlerische Ausbildung und (Lehr-)Tätigkeit. Seit 1998 lebt sie in MR, hatte zahlreiche Ausstellungen mit Illustrationen und Aquarellen in Marburger Lokalitäten und Institutionen. In den vier Ausstellern treffen zwei Kreative aus dem lokalen Raum zwei lebhafte, vitale Frauen von ukrainischem Boden. Aus ihren künstlerisch professionellen Arbeiten – Fotos wie Aquarelle – strahlt ihre Verwurzelung in und Hingabe für die (Volks-) Kunst ihrer Heimat. Es regt an und bereichert, wenn diese Künstlerinnen unsere heimische Kultur aufgreifen, uns erinnern und sie dabei aktualisieren.

Wie immer lohnt die Fahrt zum Sägewerk Rauschenberg mit seiner entspannten und gastlichen Atmosphäre, dem Holzgeruch und dem Kaffeeduft von Coffea Molina.

Diese Ausstellung ist geöffnet an den Wochenenden Samstag / Sonntag 17./18. und 14./15. Juli jeweils von 11-17 Uhr. Der Eintritt ist frei!

Adresse: Im Sand 14, 35282 Rauschenberg – Webseite: www.rauschenale.de

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